Für unsere Kinder: Der Räuberhauptmann (4)

Könnt ihr euch vorstellen, dass hier einmal ein Räuberhauptmann sein Haus hatte? Darum gehen wir jetzt der Frage nach: Wie konnte aus dem Nicol List ein böser Räuber werden? Seine Eltern haben nicht in Beutha, sondern im fernen Waldenburg gewohnt. Sie waren sehr arm und der Vater musste einem Töpfer helfen. Der kleine Nicol hat gern gelernt. Weil aber die Eltern so arm waren, konnte er nur kurze Zeit zur Schule gehen. Um etwas Geld zu verdienen wurde er Stalljunge bei einem Grafen. Immer nur Kühe und Pferde hüten und ausmisten war bestimmt langweilig. Er hätte sich so sehr gewünscht, schöne Bücher zu haben und zu lesen. Aber Bücher waren damals sehr teuer. Kinderbücher gab es überhaupt nicht. Als Nicol erwachsen war, wurde aus dem Stalljungen ein Reitknecht. So diente er auch einem Fürsten hier in Hartenstein. Dabei lernte er ein junges Mädchen kennen – sie hieß Maria. Marias Eltern hatten hier an dieser Stelle in Beutha ein kleines Häuschen. So heirateten beide und zogen hier ein. Nicol wollte mehr Geld verdienen und wurde Soldat. Soldaten sind damals auf Pferden geritten und das hat dem Nicol Spaß gemacht. Aber als Soldat musste er weit fort. So hat er erst viel später erfahren, dass seine Maria ein Töchterchen bekommen hatte. Es hieß Anna. Wie Nicol nun in fernen Ländern kämpfen musste, kam es vor, dass er und die anderen Soldaten einfach Sachen gestohlen hatten, die ihnen nicht gehörten – etwas zum Essen oder zum Anziehen. Dadurch wurde aus dem Nicol immer mehr ein Dieb. So ging das sechs Jahre lang. Dann wollte er nicht mehr Soldat sein und ist einfach ausgerissen – wieder zurück nach Beutha. Weil er sich mit Pferden auskannte, ist er einfach Pferdehändler geworden, hat Pferde gekauft und teurer wieder verkauft. Endlich hatte er genug Geld und konnte sich Bücher kaufen. So hat er nun das nachgeholt, was er als Schüler nicht durfte – lesen. Leider konnte er es aber nicht lassen zu stehlen. Weil es damals schon Türschlösser gab, hatte er immer wieder versucht, Schlüssel zu bauen, die in die Türschlösser von reichen Leuten passten. Das hat er heimlich gemacht. Nicht einmal seine Frau und seine Kinder hatten gemerkt, dass er nebenbei noch Dieb war und sich mit anderen zu einer Bande zusammengerottet hatte. Das konnte ja nicht gut gehen! An Station 4, gegenüber unserer Schule, könnt ihr noch mehr über den Räuberhauptmann Nicol List erfahren. Dort stand einmal sein zweites Haus.